Die letzten fünf Monate und die vor uns liegende Zeit lassen sich ganz einfach in vier Etappen einteilen, die wir gerne aus der Sicht des Unternehmers/der Unternehmerin beleuchten:

Etappe 1: Erzwungenes Einfrieren
Nach dem Lockdown waren die Unternehmen damit beschäftigt, kurzfristig den eigenen Weg für die nächsten Tage zu definieren. Die Verkaufstätigkeiten am Point-of-Sale mussten «eingefroren» werden. Der Schock stand jedem und jeder ins Gesicht geschrieben! Wie sieht es mit den weiterlaufenden Kosten für Personal, Miete usw. aus? Wie muss Kurzarbeit beantragt werden? Die Kunden und die Umsatzgenerierung gerieten für ein bis zwei Wochen aus dem Fokus. Corona hinterliess bereits in dieser Anfangsphase nachhaltige Spuren.

Etappe 2: Online läuft von selbst
Der Endkonsument stürzte sich auf die Online-Angebote, und die Zustelldienste konnten kaum genug Kapazitäten bereitstellen. Manche Online-Händler mussten tageweise die Shops vom Netz nehmen, da sie die vielen Bestellungen nicht bewältigen konnten. Die Verkaufszahlen für hochpreisige Güter wie Haushaltsgeräte und Gartenartikel wuchsen zweistellig. Zeitgleich erlebte die verwöhnte Textilbranche ein Desaster.
In unserer «Grünen Branche» waren Firmen, die bereits Online-Shops betrieben, im Vorteil. Durch Pick-and-Collect oder Abholangebote waren viele Firmen in der Lage, zumindest 10-20 % des gewohnten Umsatzes in der Phase des Lockdowns zu generieren. Viele Entscheidungen für Online-Aktivitäten fielen unter dem Druck von Corona. Es wurde in Webshops und Websites investiert. In der Online-Verkaufswelt blieb «kein Stein auf dem anderen».

Etappe 3: Nach dem Lockdown – die Rückkehr zum stationären Handel
Viele Detailhändler von Saisonartikeln klagen über volle Lager und bieten ihre Ware mit hohen Preisnachlässen an. Dies hilft nicht so richtig weiter, da z.B. in Deutschland das Shoppen nur mit Maske erlaubt ist und nicht jeder Lust auf einen ausgedehnten Bummel mit diesem «modischen Accessoire» hat. Dennoch besteht insgesamt in der «Grünen Branche» Zufriedenheit mit dem Saisonverlauf. Die Verbraucher haben verfügbare Budgets, da Reisen und Events weitgehend ausgefallen sind oder reduziert wurden. Diese freien Mittel werden in Haus und Garten investiert. Das Resultat ist erfreulich! Unsere Branche profitiert in den Bereichen Produktionsgartenbau und Detailhandel.

Etappe 4: Die Transformation
Den Begriff Transformation wollen wir in zwei Richtungen definieren:
Vom stationären zum Online-Handel
Werden sich die Investitionen in Online-Handelsaktiviäten noch verstärken? Für viele Bereiche des Handels trifft dies sicherlich zu. Die Digitalisierung wird einen erheblich Push erleben und dies kommt Beratern im Social-Media Bereich und IT-Dienstleistern zu Gute; letztlich natürlich auch den Unternehmen, die mehr verkaufen.
Der Trend zum regionalen Einkaufen und für regionale Produkte stellt dabei keinen Widerspruch zum Online-Handel dar. Die Herausforderung für kleinere Unternehmen wird grösser, da Wissen und Professionalität im Online-Handel zunehmen müssen.
Von der Unsicherheit zur Sicherheit
Es wäre wünschenswert, wenn man sicher sagen könnte, wann der Einfluss von Corona auf die wirtschaftliche Entwicklung endet. Damit liesse sich die Transformationszeit von der Unsicherheit zur Sicherheit definieren. Da es jedoch keine belastbaren Einschätzungen gibt, verbleibt die grosse Zahl der Unternehmen im «Sicherheitsmodus». Werden Verbraucher auch im Frühjahr 2021 wieder soviel Geld in Pflanzen und Garten investieren? Werden sie noch genügend Geld in der Tasche haben? Gehen die Grenzen wieder auf und Reisen sind vollumfänglich möglich (...mit dem Effekt, dass weniger für Haus und Garten ausgegeben wird)?
Die Dauer der Transformation von der Unsicherheit zur Sicherheit ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die grösste Unbekannte der nächsten Zeit.
Zusammenfassung
Wir beenden diesen Zwischenruf mit der Einschätzung, dass alle handelnden Personen in unserer «Grünen Branche» die nie gekannte Beschleunigung des Strukturwandels erkennen, zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch keine Antwort darauf haben – wie auch?
Gleichzeitig erleben wir gerade in diesem Moment eine grosse Unsicherheit, wenn über das Verbraucherverhalten des Jahres 2021 nachgedacht wird.
Der Strukturwandel, der sich nun beschleunigt, wird Gewinner und Verlierer haben. Wir sind davon überzeugt, dass die kreativen, handlungsstarken und mutigen Akteure gestärkt aus der Krise und dem Strukturwandel hervorgehen werden.
Unsere Branche wird oftmals als «Gewinner der Krise» beschrieben. Dies mag «Stand heute» richtig sein. Eine Führungsrolle wird jedoch der behalten, der gerade jetzt mutig in die nächsten Schritte investiert. In diesem Sinne freuen wir uns auf viele spannende Gespräche mit Ihnen, unseren Partnern.